Was ich von dir verstanden habe

In Paarkonflikten ist in vielen Fällen neben der eigenen Haltung gegenüber dem oder der Partner*in eine Störung der Kommunikation der Hauptgrund für den Konflikt und den damit verbundenen Streitereien.

Eine Möglichkeit, um die vorhandene Kommunikation in der Partnerschaft achtsam und eigenverantwortlich zu gestalten, ist die Übung „Was ich von dir verstanden habe“.

 

Das letzte Wort haben

Wenn Paare sich streiten verlieren (er)klärende Argumente schnell an Bedeutung, und es geht nur noch darum, wer das letzte Wort hat. Der eine Satz ist noch nicht ganz raus, da saust auch schon die Antwort mit der nächsten Wortsalve zurück.

An diesem Punkt ist es hilfreich, neue Regeln für die Kommunikation und somit für den Umgang miteinander einzuführen.

 

Was ich von dir verstanden habe

Hierbei gibt es eine klare Trennung in Zuhörer*in und Sprecher*in. Der Zuhörer hat die Aufgabe, die Inhalte des Sprechers zusammenzufassen und an den Sprecher die Frage zu richten: „Habe ich das, was du sagtest, richtig zusammengefasst und verstanden?“.

 

Erst wenn der Sprecher dies bestätigt, kann der Zuhörer in die Rolle des Sprechers wechseln, die Rollen werden also getauscht.

Wenn aus Sicht des Sprechers wesentliche Teile seiner Aussage verloren gegangen sind, macht er dies deutlich und wiederholt sie. Der Zuhörer fasst dann erneut zusammen und rückversichert sich.

 

Durch dieses Prozedere werden diverse Feedbackschleifen eingeführt, die dafür sorgen, dass sich der Kommunikationsprozess verlangsamt.

 

Was bringt das?

Eventuell denken Sie an dieser Stelle: "Das ist aber zeitintensiv" oder "Was soll das denn bringen?"

Tatsächlich wirkt diese Übung auf mehreren Ebenen.

  1. Indem der Zuhörer ruhig zuhört, was das Gegenüber sagt, dies zusammenfasst und nachfragt ob es so stimmt, geht er achtsam mit dem Gegenüber und mit sich selbst um.
  2. Dadurch dass der Zuhörer das Gesagte wiederholt und der Sprecher dessen Stimmigkeit bestätigt beziehungsweise interveniert und gegebenenfalls Inhalte wiederholt, gehen beide in die Eigenverantwortung. Beide übernehmen also Verantwortung für das Gelingen des Konfliktgesprächs. Das Opfer- / Tätermuster wird unterbrochen. Und Sätze wie: „Das ist halt so“ oder „Nie hört er / sie mir zu“ werden überflüssig.

 

Paarbeziehungen sind immer in Bewegung zwischen den Polaritäten Nähe und Distanz. Je besser es Paaren gelingt, diese Ambivalenz gemeinsam auszuhalten und in einer dynamischen Balance zu bleiben, umso belastbarer wird die Beziehung bei Differenzen beziehungsweise Konflikten. 

 

Paarkonflikte beinhalten die Möglichkeit, wichtige Informationen über das Gegenüber und vor allem über sich selbst, über die eigenen wunden Punkte und die eigene Verletzlichkeit zu erhalten.

 

 

Es lohnt sich daher in einer Paarbeziehung, eine Streitkultur zu entwickeln, die neben einem achtsamen und respektvollen Umgang in Konflikten auch der eigenen Selbsterkenntnis dienlich ist.

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