Ich stelle fest, dass es mir in diesem Jahr schwerfällt, einleitende Zeilen für meinen Weihnachtsgruß zu finden. Woran ich das festmache?
Dies ist nun der gefühlt fünfzigste Entwurf.
Aber jetzt!
Persönlich blicke ich auf ein Jahr zurück, in dem ich durch meine Arbeit, durch Begegnungen, Weiterbildungen und mein soziales, familiäres Umfeld gewachsen bin.
Dafür sage ich an dieser Stelle Danke!
Einige Dinge habe ich aufgegeben, andere (wieder) angefangen. Ein Konflikt erwies sich nach vielen Monaten als Segen, weil durch ihn ein blinder Fleck in den Fokus meiner Aufmerksamkeit rückte und ich ihn für mich bearbeitet konnte. Auch dafür bin ich dankbar.
Von dem Philosophen und Theologen Sören Aabye Kierkegaard stammt das Zitat:
„Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.“
Passend zu diesem Zitat habe ich die nachfolgende Geschichte als Weihnachtsgruß ausgewählt.
Der alte Mann und das weiße Pferd
Ein alter Mann lebte in einem Dorf und war sehr arm; aber selbst Könige waren neidisch auf ihn, denn er besaß ein wunderschönes weißes Pferd.
Die Könige boten phantastische Summen für das Pferd, aber er verkaufte es nicht.
Eines Morgens fand er sein Pferd nicht im Stall. Das ganze Dorf versammelte sich und die Leute sagten: "Du dummer alter Mann, was haben wir dir gesagt? Warum hast du nur das Pferd behalten? Wir haben es immer gewusst, dass das Pferd eines Tages gestohlen werden würde. Es wäre besser gewesen, das Pferd zu verkaufen. Welch ein Unglück ist jetzt geschehen!“
Der alte Mann aber sagte: "Kann sein oder kann nicht sein. Warum gleich urteilen? Sagt nur das, was ist. Das Pferd ist nicht im Stall. So viel ist Tatsache, alles andere ist Urteil.
Ob es ein Unglück ist, oder ein Segen weiß ich nicht, weil ich nicht weiß, was darauffolgen wird."
Die Leute lachten den Alten aus. Sie hatten schon immer gewusst, dass er ein bisschen verrückt war.
Aber nach 14 Tagen kehrte das Pferd plötzlich zurück.
Es war nicht gestohlen worden, sondern in die Wildnis ausgebrochen.
Und nicht nur das, es brachte noch 12 wilde Pferde mit.
Wieder versammelten sich die Leute und sagten: "Alter Mann, du hast doch recht; es hat sich tatsächlich als Segen erwiesen."
Der alte Mann entgegnete: "Kann sein oder kann nicht sein. Warum gleich urteilen? Sagt einfach, das Pferd ist zurückgekommen. Ihr lest nur ein einziges Wort in einem Satz; wie könnt ihr über das ganze Buch urteilen?"
Doch die Leute schüttelten nur verständnislos ihre Köpfe.
Der alte Mann hatte einen einzigen Sohn.
Der begann nun, die Wildpferde zuzureiten.
Schon eine Woche später fiel er vom Pferd und brach sich beide Beine.
Wieder versammelten sich die Leute und wieder urteilten sie: "Was für ein Unglück! Dein einziger Sohn kann nun seine Beine nicht mehr gebrauchen, und er war die Stütze deines Alters. Jetzt bist du ärmer als je zuvor!"
Der Alte antwortete: "Kann sein oder kann nicht sein. Ihr seid besessen vom Urteilen. Geht nicht so weit. Mein Sohn hat sich die Beine gebrochen. Niemand weiß, ob dies ein Unglück oder ein Segen ist.“
Die Menschen wunderten sich über den Alten.
Es begab sich, dass der König des Landes einige Zeit später einen Krieg begann.
Alle jungen Männer des Ortes wurden zwangsweise zum Militär eingezogen, nur der Sohn des alten Mannes blieb zurück, weil er nicht laufen konnte.
Der ganze Ort war von Wehgeschrei erfüllt, weil dieser Krieg nicht zu gewinnen war und man wusste, dass die meisten nicht nach Hause zurückkehren würden.
Sie kamen zu dem alten Mann und sagten: "Du hattest recht, alter Mann, es hat sich als Segen erwiesen. Dein Sohn ist zwar verkrüppelt, aber immerhin ist er noch bei dir."
Der alte Mann antwortete wieder: "Kann sein oder kann nicht sein. Ihr hört nicht auf zu urteilen! Ihr wisst doch nur, dass man eure Söhne in die Armee eingezogen hat und dass mein Sohn nicht eingezogen wurde. Nur Gott, der das Ganze überblickt, weiß, ob dies ein Segen oder ein Unglück ist.“
Verfasser unbekannt
Ich wünsche Ihnen/Dir und Ihren/Deinen Angehörigen besinnliche Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr.
Peter Hupke
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Oliver Hupke (Dienstag, 21 Dezember 2021 14:36)
Tolle Geschichte ! reget durchaus zum nachdenken an. Schöne Weihnachten
Bea (Mittwoch, 22 Dezember 2021 18:09)
Wunderbare Geschichte lieber Peter. Ich wünsche Dir schöne und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2022.
Hannemann, Renate M. (Donnerstag, 23 Dezember 2021 22:01)
Lieber Peter, kenne die Geschichte, sie passt ins Hier und Jetzt! Dir und Deinen Lieben gesegnete Festtage und das Beste beruflich und privat für 2022 - Rena
Karin B. (Samstag, 25 Dezember 2021 11:56)
Eine sehr lehrreiche Geschichte. Ich wünsche Ihnen ebenfalls frohe Weihnachten und einen guten Start ins Jahr 2022.
Claudia (Sonntag, 26 Dezember 2021 18:32)
Danke für diese spannende Geschichte